Wie Sie Resilienz als Krisenkompetenz trainieren können

Wissen Sie wie stark Ihre Resilienz ist und wie Sie diese Krisenkompetenz trainieren können? Wir stellen Ihnen drei Resilienz-Hacks vor.

Die Pandemie rund um COVID-19 wirkt sich intensiv auf viele unserer Lebensbereiche aus. Bereits vor der Corona-Krise hat das Thema New Work und Digitalisierung Unternehmen und Menschen beschäftigt, dazu kommen jetzt die Befürchtungen um den Ausgang dieser Krise, gepaart mit den schon ganz real veränderten Arbeits- und Lebenswelten. 

Die Art und Weise der Zusammenarbeit hat sich über Nacht geändert. Home Office steht auf der Tagesordnung vieler Unternehmen. Was vorher als Ausnahme gestattet wurde, ist jetzt gerade selbstverständlich. Erstaunlicherweise funktioniert es meist besser als gedacht. Trotzdem, nach drei Wochen vermissen wir die Kollegen, den direkten Austausch und die Momente im Büro. Gleichzeitig leben wir eng mit unseren Familien zusammen, auch das funktioniert. Dennoch fordert es uns allen viel Kraft ab. Was können wir tun, um dem entgegen zu wirken? Wieso gelingt es einigen Menschen besser mit der Situation umzugehen, als anderen?

Homeoffice während der Corona-Krise

Resilienz in Zeiten von Krisen

Die Corona-Krise rüttelt an unseren Glaubenssätzen und wird unser Zusammenleben sowie die Wirtschaft nachhaltig verändern. Das Zukunftsinstitut beschreibt vier mögliche Szenarien, welche Welt wir danach geschaffen haben. 

Zukunftsinstitut Corona-4-Szenarien

Eines der Szenarien heißt Adaption und beschreibt die “resiliente Gesellschaft”. Hier lernen die Menschen in der Krise und aus der Krise und gehen somit gestärkt daraus hervor. Anpassung an Gegebenheiten und Flexibilität im Umgang mit Veränderung sind die Kernkompetenzen. Das gemeinsame Überstehen der Krise verhilft der Gesellschaft zu einem neuen, achtsamen Umgang miteinander. Dieses Szenario verspricht Hoffnung.

Welches der Szenarien am Ende Realität wird, ist keinem von uns bekannt. Einige Menschen werden mit dieser Unsicherheit und Unplanbarkeit besser umgehen können, als andere. Vermutlich werden Menschen mit hoch ausgeprägter Resilienz sich auf die Chancen fokussieren und diesen zielorientiert nachgehen können. Bleibt die Frage offen, was ist Resilienz, was können Sie ganz individuell zu einer resilienten Gesellschaft beitragen und wie können Sie Resilienz erlernen?

 

Was genau bedeutet Resilienz?

Der Begriff stammt ursprünglich aus der Physik und beschreibt die Fähigkeit eines Körpers, nach Druck wieder seine ursprüngliche Form anzunehmen. Stellen Sie sich einen Schwamm vor, den Sie für eine Minute so fest Sie können zusammendrücken. Nachdem Sie den Schwamm wieder losgelassen haben, werden Sie unmittelbar feststellen, dass dieser seine ursprüngliche Form wieder angenommen hat. Beim Menschen umfasst es die Fähigkeit, nach Rückschlägen, in Ungewissheit und in Drucksituationen schnell wieder auf den Beinen zu sein. Zudem bedeutet es fokussiert und optimistisch mit den Gegebenheiten umzugehen und eine Sinnhaftigkeit in schwierigen Situationen zu sehen. 

Resilienz wird als psychische Widerstandsfähigkeit definiert und beschreibt das Phänomen, dass einige Menschen sich trotz Belastungen aus Krisen erholen und sogar einen Zuwachs an dynamischer Widerstandskraft aufbauen.

 

Der Ursprung der Resilienzforschung  

Emmy Werner, eine amerikanische Psychologin, beobachtete über 40 Jahre alle 698 im Jahr 1955 auf der im Hawaii-Archipel liegenden Insel Kauai geborenen Kinder. Sie erhob zu sechs verschiedenen Messzeitpunkten verschiedene Parameter (u.a. schulische Leistungen, Verhaltensauffälligkeiten, Lebenszufriedenheit). Im besonderen Fokus standen die 201 Kinder, die bereits bei der Geburt ein erhöhtes Entwicklungsrisiko (u.a. chronischer Armut der Eltern, geringen Bildungsniveau der Eltern) aufwiesen. Zwei Drittel der Kinder wiesen wie ihre Eltern eine negative Entwicklung auf. Ein Drittel der Kinder entwickelten sich allerdings zu glücklichen, optimistischen und erfolgreichen Erwachsenen – diese Kinder bezeichnet Werner als resilient. 

Resilienzfaktoren

 

Daraus ergeben sich zwei wesentliche Erkenntnisse: 

  1. Menschen können sich trotz vergleichbar schlechten Umweltbedingungen aufgrund ihrer Persönlichkeitseigenschaften unterschiedlich entwickeln. 
  2. Resilienz kann weiterentwickelt und gestärkt werden. 

 

Welche Kompetenzen haben resiliente Menschen?

Resiliente Menschen haben die Fähigkeit Ambiguität (Mehrdeutigkeit) gut auszuhalten. Das bedeutet, sie können “Dunkel und Hell” nebeneinander stehen lassen und halten die Spannung aus. Sie haben gelernt  ihre Aufmerksamkeit bewusst zu lenken

Die Herausforderungen der Krise können individuell sehr belastend sein, gleichzeitig gelingt es Menschen mit einem resilienten Mindset die schönen Momente (zum Beispiel den Zusammenhalt in der Familie, den Frühling, die sich ergebenden Chancen oder die gewonnene Zeit) wahrzunehmen. Ihr Fokus liegt stärker auf den positiven Dingen. Sie erleben die momentane Situation als einen Prozess mit offenem Ausgang und nicht nur als einen negativen Zustand, der möglichst schnell beendet sein soll. 

Hoch resiliente Menschen besitzen die Fähigkeit, Impulse effektiv zu steuern. Dies betrifft sowohl die besonders starken Emotionen – beispielsweise in Drucksituationen – als auch die im gewöhnlichen Alltag. 

Und das sind nur einige der Kompetenzen, die resiliente Menschen mitbringen oder in Krisen trainiert haben. Ja, genau – denn Resilienz entsteht zum größten Teil in der aktiven Auseinandersetzung mit Krisen

Sie wollen auch sofort mit dem Resilienz-Training beginnen?

 

Wie Resilienz-Hacks Ihnen sofort helfen können

Was können Sie jetzt tun, wenn Resilienz im Moment noch nicht zu Ihren Kernkompetenzen zählt und Sie am liebsten nur ein einfaches Rezept dafür hätten? Vielleicht wünschen Sie sich, dass es Ihnen nur  schnell besser geht und Sie Ihre Angst in den Griff bekommen? Gut zu wissen: Wir alle sind potentiell resiliente Wesen! 

Ihre persönliche Widerstandskraft (Resilienz) ist in dieser Zeit eine wertvolle Kompetenz, die Sie befähigt, mit Ihrer inneren Kraft in Kontakt zu kommen. Trainieren Sie Ihre Resilienz, um Gesundheit, psychische Belastbarkeit und seelische Ausgeglichenheit zu erhalten oder zu stärken. Wer braucht das nicht in dieser Zeit. Wir möchten drei Resilienz-Hacks mit Ihnen teilen:

Resilienz-Hack “Emotion-Scan” – Eigene Gefühle wahrnehmen und beeinflussen können

Nehmen Sie sich gezielt 5-10 Minuten am Tag Zeit und richten Sie Ihre volle Aufmerksamkeit auf den Moment. Am einfachsten ist es, immer zur gleichen Uhrzeit inne zu halten. Suchen Sie sich einen positiven, mindestens neutralen Fokus ihrer Wahl. Das kann ihr Atem, ihr Körper in der Sonne oder auch ein blühender Strauch sein. Gerne können Sie auch die Augen schließen, um sich auf ihren Fokus zu konzentrieren. Wenn Gedanken und Gefühle kommen, die nichts mit dem Fokus zu tun haben (sehr wahrscheinlich) lenken Sie ihre Aufmerksamkeit bewusst auf den Fokus zurück. Nehmen Sie die Gefühle freundlich wahr, auch die negativen und lassen Sie diese wie Wolken ziehen. Sie werden sehen, wie gut das nach einigen Malen, funktionieren wird. Wiederholen Sie diese Übung auch, wenn Sie von negativen Gefühlen überrannt werden.

Resilienz-Hack “Buddy” – Freundschaften pflegen

Netzwerken oder Verbundenheit als Resilienz-Kompetenz hat Emmy Werner bei den den resilienten Kindern festgestellt. Die gute Nachricht ist, hier reicht oft schon eine stabile Bezugsperson aus. Stellen Sie sich drei Fragen:

  • Wer ist mir im Moment wichtig?
  • Wie kann ich mit diesen Personen in Kontakt kommen und/oder bleiben?
  • Für wen bin ich ein guter Freund und wer braucht meine Unterstützung?

Resilienz-Hack “Hunt the good stuff” – Positive Erfahrungen sammeln

“Die guten ins Töpfchen die schlechten ins Kröpfchen”. Aschenputtel wusste schon, wie man sich auf das Positive konzentriert. Hier gilt die schöne 5:1 Regel. Ihr Gehirn braucht fünf gute Erfahrungen, um einen negativen auszugleichen. Also sammeln Sie möglichst viele positive Gedanken, Eindrücke und Menschen ein.

Schreiben Sie auf ein leeres Blatt ihre Gedanken unter folgender Überschrift auf:

“Wovor habe ich Angst?” Solange bis nichts mehr kommt. 

Dann beginnen Sie ein zweites Blatt: “Was ist positiv an meiner Situation?”  Unbewertet, unkommentiert und intuitiv – lassen Sie sich überraschen. Wenn Angst oder Unwohlsein überhand nimmt, nehmen Sie ihre beiden Listen in die Hand. Das “Dunkle” ist da, das “Helle” aber auch. 

 

Fazit 

  • Keine Resilienz ohne Krise.
  • Krisenkompetenz zu erlernen ist harte Arbeit, zahlt sich aber tausendfach aus.

 

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Silke Schönwälder

Silke Schönwälder kennt die Herausforderungen traditioneller Unternehmen, schließlich war sie selbst 15 Jahre Führungskraft in einem internationalen Konzern. Das macht die studierte Diplom-Kauffrau zu einer sehr praxis- und kundenorientierten Expertin in puncto Veränderung, Kommunikation und Führung. Die Expertin für Coaching hat die besondere Fähigkeit, Menschen empathisch so zu unterstützen und für agile Methoden zu begeistern, so dass diese sich für den Change leichter öffnen können. Schwerpunkte der Arbeit liegen in der Teamentwicklung, Kommunikation und Stärkung der Resilienz.



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