New Work – Auf dem Weg zur neuen Arbeitswelt

Neue Arbeit, wie wir sie wirklich, wirklich wollen – diese Beschreibung von New Work stammt vom Urvater der New-Work-Idee: dem nach Amerika ausgewanderten, österreichischen Philosophen Prof. Dr. Frithjof Bergmann.

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Knapp zweieinhalb Jahrzehnte später, ist die Message von Dr. Frithjof Bergmann im Mainstream angekommen. Es gibt kaum ein modernes Unternehmen, welches sich nicht mit dem Thema New Work befasst. Und das aus vielen, guten Gründen. Aber der Reihe nach.

Definition: New Work was ist das?

Der schwer zu kontrollierende Zustand einer VUCA-Welt braucht eine neue Haltung zur Arbeit, mit noch mehr Selbstverantwortung und Mut zu Entscheidungen. Sowohl auf Mitarbeiter-, als auch auf Führungsebene. Die Suche nach der Sinnhaftigkeit in der Arbeit ist der Haupttreiber von New Work, welches nach einer Neuerfindung veralteter Normen und Werte in Bezug auf die Arbeitswelt strebt. Oder, etwas einfacher ausgedrückt: New work bezeichnet die neue Arbeitsweise der heutigen Gesellschaft im globalen und digitalen Zeitalter”.

Es geht um Vertrauen, Wertschätzung, Pflichtbewusstsein und nachhaltige Unternehmenskultur. Führungskräfte agieren wie Coaches und entscheiden auf Augenhöhe ihrer Mitarbeiter. Während Talente auf dem Arbeitsmarkt rar gesät sind, gilt es das eigene Team zu motivieren und zu integrieren.

Warum ist New Work aktuell so ein Buzzword?

Disruptive Innovationen waren in den vergangenen Jahrhunderten stets die Treiber unseres Wohlstands – angefangen mit der ersten industriellen Revolution (etwa Erfindung der Dampfmaschine 1712), der Spezialisierung und Arbeitsteilung mit dem Einzug der Fließbandarbeit Anfang des 20. Jahrhunderts bis hin zur dritten, industriellen Revolution ab 1970 (Desktop-Computer, Automatisierung, Fertigungsroboter). Aktuell stecken wir mitten in der Industrie 4.0 – Internet of Things ist allgegenwärtig, Machine Learning und künstliche Intelligenzen überraschen uns täglich.

Warum ist die Suche nach New Work so gegenwärtig?

Vor allem die Digitalisierung und die digitale Transformation sorgen für spannende, extrem schnelle – aber auch sehr unsichere Zeiten. Man könnte auch sagen, dass unsere Welt ist einem VUCA-Zustand ist. Dieses Akronym setzt sich aus den Anfangsbuchstaben folgender vier Wörter zusammen; Volatility, Uncertainty, Complexity und Ambiguity.

Zum ersten Mal taucht VUCA in Bezug mit dem US WAR College auf, welches 1987 mit VUCA den globalen Zustand der Welt nach Ende des kalten Krieges beschreibt. VUCA ist nicht nur politisch ein Thema, sondern eben auch für die New-Work-Theorie exemplarisch.

Volatilität: Unbeständigkeit, hohe Veränderungsgeschwindigkeit

Unsicherheit: Unvorhersehbarkeit, Aufheben Ursache-Wirkungsketten, Disruption

Komplexität: Vielfältigkeit und Verzahnung von Systemelementen, Fehlen von Ursache-Wirkungsketten

Ambiguität: Mehrdeutigkeit, Widersprüchlichkeit, Informationen nicht eindeutig interpretierbar

New Work Ansatz – Was sind die Grundlagen der neuen Arbeit?

New Work ist ein sehr stark wertebasiertes Konzept. Werte sind die obersten Ideen und Überzeugungen, nach denen ich mein Handeln als Individuum ausrichte. Auf diesen drei Werten baut New Work:

  • Sinnvermittlung betreiben
  • Selbstorganisation steigern
  • Partizipation fördern

New Work Meeting

Wie kommt New Work in Unternehmen?

Ohne ein starkes Werte-Fundament, und daraus abgeleitete Prinzipien (Gesetzmäßigkeiten und Leitplanken für mein Handeln), wird die Implementation von New Work in Unternehmen eine sehr große Herausforderung – denn sämtliche Methoden (etwa die OKR Methode, Kanban, Timeboxing, Meeting-Routinen) bauen darauf auf. Daher ist es absolut wichtig und notwendig, dieses Werte-Fundament mit den Team zu erarbeiten – nur so sind die Spielregeln dann für alle Beteiligten klar.

New Work Methoden – Wie sieht sowas in der Praxis aus?

Ein Beispiel: Das Team erarbeitet unter anderem den Wert “Fokus”. Wenn wir uns jetzt fragen, wie wir diesen Wert zum Leben erwecken lassen, könnte das daraus resultierende Prinzip etwa so lauten: “Wir verdaddeln keine Zeit bei der Arbeit”. In der Praxis bedeutet das, dass etwa Meetings nicht mehr ohne Agenda oder ohne Moderation stattfinden.

Wie hängt New Work und Agilität zusammen?

Agiles Arbeiten ist längst nicht mehr der IT-Abteilung und Software-Entwicklern vorbehalten. Jedes Team im Unternehmen kann durch Agilität seinen Beitrag zum Unternehmensziel leisten.

Agile Herangehensweisen wie “Timeboxing” (also das Arbeiten in einem fest definierten Zeithorizont) bekommen so eine logische Daseinsberechtigung und werden von den Beteiligten angenommen – schließlich hat sich das Team darauf mit dem Wert “Fokus” und dem Prinzip “Wir verdaddeln keine Zeit bei der Arbeit” commitet.

Was kann ich als Unternehmen von New Work erwarten?

Wenn das Thema ernsthaft betrieben wird – nicht nur durch kosmetische Workshops um das Gewissen der Geschäftsführung zu beruhigen – bietet New Work unter anderem diese Vorteile:

  1. Mitarbeiter arbeiten effektiver, weil sie den Sinn ihrer Arbeit besser verstehen.
  2. Der Austausch und die Zusammenarbeit in Unternehmen wird gezielt gefördert, da Transparenz über alle Bereiche entsteht.
  3. Mitarbeiter haben mit New-Work-Wissen das Verständnis unternehmerischer zu denken und zu handeln.

 

Wie funktioniert die Implementierung von New Work im Unternehmen?

Am besten, indem man mit dem Thema einfach loslegt, nachdem die Notwendigkeit des Themas New Work alle klar ist – etwa durch die Teilnahme an unserem Seminar New Work Bootcamp. Hier erarbeiten wir uns gemeinsam, warum Veränderung stattfindet und welche Antworten wir als Team (oder Unternehmen) darauf haben. Mit der Einsicht und der Wissensgrundlage. Ein guter Weg ist die Gründung eines Mini-Lab-Teams, welches voran geht und mit agilen Methoden.

New Work und Führung

Führungskräfte der alten Schule haben gelernt, der Dreh- und Angelpunkt für alle Informationen und Entscheidungen zu sein. In der neuen Arbeitswelt kommt diese Führungsweise allerdings zum Erliegen. Deshalb muss man das C-Level im Unternehmen lernen, nach neuen Führungsprinzipien zu arbeiten.

Vertrauen und Empowerment

In erster Linie steht der Mitarbeiter als Mensch im Zentrum. Es geht darum, das individuelle Potenzial unter geeigneten Rahmenbedingungen zu fördern. Erst, wenn der Mitarbeiter spürt, Rückendeckung, Vertrauen und Empowerment von seinen Vorgesetzten zu erhalten, wird er in die Lage versetzt, das Beste aus seinen Fähigkeiten zu machen. Im Umkehrschluss wird er Ihnen als Führungskraft auch Vertrauen und Loyalität entgegenbringen können.

Verantwortung

Die Führungsetage muss in New Work wieder lernen, Verantwortung an Teams und Einzelne abzugeben. Das bedeutet, dass Sie unter Umständen neue Strukturen schaffen müssen, wie Ihre Mitarbeiter Entscheidungen treffen und Verantwortung übernehmen können. Mit diesem Schritt zeigt die Führungskraft, dass Sie Vertrauen in die Arbeit anderer hat.

Sinn und Zweck

Anschließend gilt es, den Teams und Mitarbeitern den Sinn und Zweck ihrer Arbeit zu vermitteln. Beginnend von der Vision und Mission des Unternehmens bis hin in die einzelnen Projekte. Wenn jedem Mitarbeiter klar ist, wofür er arbeitet und wie er selbst seinen Teil dazu beiträgt, wird er oder sie ihre Arbeit mit Engagement und Produktivität beleben.

Coach und Mentor

In New Work fungieren Sie nicht nur als Geschäftsführer und Vorgesetzter. Sie sind Coach, Mentor und Befähiger für die Mitarbeiter. Entsprechend lautet das Mantra: “Frage nicht, was deine Mitarbeiter für dich tun können, sondern frage, was du für deine Mitarbeiter tun kannst.”

Growth Mindset

Als Führungskraft ist es für Sie auch besonders wichtig, Veränderungen zu akzeptieren und zu unterstützen, wenn es im Sinne des Unternehmens ist. Begegnen Sie Veränderungen mit dem sogenannten “Growth Mindset“. In einer volatilen Welt wie dieser ist nichts so konstant wie der ständige Wandel. Sehen Sie das als Chance zur Verbesserung Ihrer Organisation und kommunizieren Sie Ihr Mindset an alle Mitwirkenden im Unternehmen.

New Work Beispiele – Wie machen es die anderen

Flexwork bei der Deutschen Kreditbank AG

Mit Hilfe vom Fraunhofer-Institut für Arbeitswissenschaft und Organisation testet die Deutsche Kreditbank ein neues Arbeitsmodell, in dem Mitarbeiter örtlich und zeitlich flexibel arbeiten können. Ziel ist es, dass sich Job und Familienleben besser vereinbaren lassen und die Bedürfnisse von allen Parteien – Mitarbeitern, Unternehmen und Kunden – zu berücksichtigen.

Dazu entwickeln Projektteams neue Wege für agile Kommunikation und Erreichbarkeit, sowie die technischen Voraussetzungen und eine gerechte Aufgabenverteilung. Die Führungskräfte lernen gleichzeitig, wie sie die Teams über Distanz führen können.

Keine Hierachien bei Sipgate

Der Internet-Telefon-Anbieter Sipgate aus Düsseldorf lebt vor, wie Unternehmen auch ohne Titel und Manager-Posten erfolgreich arbeiten kann. Sipgate schaffte für die Unternehmenstransformation sogar das klassische Abteilungsdenken ab. Auch Budgets, Gehaltsverhandlungen und Überstunden sucht man im Unternehmen vergebens.

Stattdessen herrscht eine positive Feedback-Kultur mit Selbstverantwortung, Weiterentwicklung, Spaß an der Arbeit und Freiheit – von Angst keine Spur. Diese “Work Hacks” tragen dazu bei, dass sich Sipgate stets selbst überprüft und nach vorne entwickelt.

Reverse Mentoring bei der BMW Group

Die BMW Group zählt in Deutschland zu den New-Work-Vorreitern. Durch das Reverse-Mentoring-Programm lernen alle von allen. Traditionell hieß es immer, dass der Vorgesetzte seine Mitarbeiter schult. Doch bei BMW schulen Auszubildende Führungskräfte und geben dabei erfahrenen Ingenieuren und Managern Tipps, wie sie mobilen Geräte und Social Media im Arbeitsumfeld nutzen können.

Markus Stenglein

Markus Stenglein war über zehn Jahre Chefredakteur bei internationalen Medienmarken, bevor er sich vor einigen Jahren die New Work Squad mitbegründete. “Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie es sich im Auge des Hurrikans anfühlt und wie traditionelle Teams und Marken in sich wandelnden Zeiten trotz aller Widrigkeiten mit Erfolg geführt werden können.” Er ist Spezialist für agile Frameworks wie etwa die Management-Methode OKR. Mit diesem Ansatz der Unternehmensführung berät und coacht Markus seit Jahren erfolgreich Organisationen – vom Start-Up bis zum Großunternehmen.



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