Die Welt ist VUCA – So meistern Sie die Krise mit Stärke
Dieser Blogartikel zum Thema VUCA-Welt war gedanklich schon geschrieben, aber irgendwie fehlte die Zeit für die Umsetzung. Jetzt ist das Thema hochbrisant, denn die Corona-Krise ist zum Katalysator für VUCA geworden – und plötzlich haben viele von uns Zeit. Aber der Reihe nach.
Was bedeutet VUCA?
Das Akronym VUCA (Volatility, Uncertainty, Complexity und Ambiguity) beschreibt sämtliche Herausforderungen, denen wir als Mensch und Organisationen in einer zunehmend digitalisierten und komplexen Welt ausgesetzt sind. Alles an Themen was uns gerade beeinflusst, umtreibt, steuert und fordert. In unseren Workshops erklären wir anhand von VUCA gern unser aktuelles Zeitgeistphänomen (das war noch vor Corona). Jetzt ist es für uns nicht mehr nur ein Zeitgeistphänomen, sondern gelebte Wirklichkeit, die wirklich jeden JEDEN betrifft.
In allen Krisen gibt es auch Chancen, man muss sie nur suchen und nutzen. Die Luft ist sauberer, die Fische schwimmen in den Hafenbecken, Nachbarn helfen sich gegenseitig, Kollegen teilen ihr Wissen ganz transparent, wir verbringen mehr Zeit mit unseren Kindern, die Schule wird digital und vieles, vieles mehr. Und gleichzeitig ist die Situation so extrem schwierig: menschlich, gesundheitlich und wirtschaftlich. Mit diesem Reflexions-Ansatz arbeiten wir regelmäßig in unseren Führungskräftetrainings und Team-Workshops. Auch uns persönlich hilft diese Herangehensweisen, um Gedanken, Gefühle und Pläne zu strukturieren.
Zunächst eine genauere VUCA-Definition
Das U.S. Army War College in Carlisle/Pennsylvania hat das Wort VUCA in den Neunzigern erfunden, um das Umdenken des US-Militärs nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion zu beschreiben. Plötzlich gab es nicht mehr den einen Feind, was neue, veränderte Sicht- und Reaktionsweisen zur Folge hatte. Damit wurden völlig neue Rahmenbedingungen und Denkmuster geschaffen, die mit den alten Strategien nicht mehr zu meistern waren. Die Situation war gleichzeitig volatil, unsicher, komplex und teils widersprüchlich. Kommt Ihnen das in Ihrem Leben und Ihrer Arbeit gerade bekannt vor?
Volatilität (volatility) beschreibt die Schwankungsintensität über den zeitlichen Verlauf.
Viele Veränderungen gehen von neuen Technologien und kulturellen Trends aus. Die Corona Krise katapultiert uns in ein ungeahntes Maß der Videokonferenz Nutzung. Homeoffice, früher mehr oder wenig genutzt ist binnen Tagen großflächig organisiert und umgesetzt. Unsere Situation ist nicht stabil, sondern ändert sich manchmal sehr schnell, unregelmässig und heftig. Auf diese Schwankungs-Dichte müssen wir uns alle einstellen.
Unsicherheit (uncertainty) beschreibt die Unvorhersehbarkeit von Ereignissen.
Es ist unsicher, wann was passieren wird und was die Folgen davon sein werden. Prognosen über die mögliche Entwicklung verlieren schnell an Wahrheitsgehalt. Quantitative Entscheidungsgrundlagen fallen weg und die allgemeine Unsicherheit steigt zunehmend. Selten ist in den letzten Jahren eine Situation, wie der Ausgang der momentanen Krise, so unvorhersehbar gewesen. Das ist für viele Menschen auch ein Grund für Angst und und Gefühle der Unsicherheit. Wir können nur noch in kurzen Zyklen planen und entscheiden und müssen uns immer wieder aufs Neue entscheiden.
Komplexität (complexity) wird durch die Anzahl von Einflussfaktoren und deren Abhängigkeit beeinflusst.
Die vielen Informationen aus den unterschiedlichsten Quellen machen eine vollständige Übersicht schwierig. Es wird täglich problematischer, Ursache und Wirkung der unterschiedlichen Entwicklungen nachzuvollziehen. Veränderungen finden parallel auf zu vielen Ebenen statt. Die Komplexität ist zu hoch, um dafür eine Lösung aus der Tasche zu ziehen. In unseren agilen Workshops (link) erklären wir gerne den Unterschied zwischen kompliziert und komplex.
Für komplexe Fragestellungen gibt es keine fertige Lösung mehr, man findet nicht den einen Experten, der das Problem mit einer Superformel schon einmal gelöst hat. Man kann sich nur durch Ausprobieren und Lernen der Lösung nähern. Genau das erleben wir jetzt. Plötzlich brauchen wir alle die agilen Prinzipien wie zum Beispiel “kurzzyklisch vom IST lernen”, “Transparenz”, “Kollaboration”…
Ambiguität (ambiguity) beschreibt die Mehrdeutigkeit einer Situation oder Information.
Die jetzige Situation wird je nach Person und Sichtweise anders beschrieben und bewertet. Informationen, die unterschiedlich interpretiert werden können, bergen ein hohes Risiko und führen nicht selten zu falschen Entscheidungen oder auch zu gar keinen Entscheidungen. Ein Gefühl der Lähmung kann entstehen. Je nachdem mit wem Sie aktuell sprechen, bekommen Sie ein anderes Bild von der Krise und die eigene Situation relativiert sich.
Selbst die persönliche Sicht kann, je nach Tagesform, widersprüchlich sein. In vielen Stunden können sich Menschen auf positive Aspekte konzentrieren, wie zum Beispiel die Familie, der Zusammenhalt, das eigene Team und in der nächsten Stunde schwanken Sie zwischen Gefühlen von Ungerechtigkeit, Wut, Trauer und Unsicherheit. Wer kennt sich da noch aus?
In der Sprache der Zulu steht VUCA für „Aufwachen“
Unsere Welt ist nicht erst seit Corona VUCA – sie war es vorher auch schon. Während die Abkürzung VUCA ursprünglich das Problem beschreibt, steht das Zulu-Wort VUCA bereits für die Lösung “Aufwachen”. Das ist genau das, was aktuell mit uns hoffentlich passiert, wir wachen auf. Aufwachen kann sich dabei für jeden unterschiedlich darstellen. Lernen, Wissen sammeln, Kreativ sein oder einfach nur mehr Zeit für sich und die Familie haben.
Bewußtes “Aufwachen” mit dem VUCA-Flip
Eine wirklich exzellente Herangehensweise einen klaren Kopf in dieser volatilen, unsicheren, komplexen und mehrdeutigen Welt zu bekommen und zu behalten, ist der VUCA-Flip. Widmen wir uns den Dingen, die wirklich wir beeinflussen können. Das ist unser Mindset, unsere Ziele, unsere Handlungsfelder und unser Miteinander im Team und in der Familie. Hierfür gibt es keine Patentlösung, sondern viele individuelle Wege.
Und so funktioniert der VUCA-Flip – Jeder Buchstabe des Akronyms VUCA bekommt einen positiven “Gegenspieler”.
- Für Volatilität ist es Vision.
- Für Uncertainty ist es Understanding.
- Für Complexity ist es Clarity.
- Für Ambiguity ist es Agilty.
Diese vier “Gegenspieler” helfen die Welt wieder mit mehr Optimismus, Freude und Zuversicht zu sehen. Steuern Sie Ihre Gedanken, denn darauf haben Sie wirklich Einfluss.
Nehmen Sie sich 20 Minuten Zeit, nur für sich. Probieren Sie den VUCA-FLIP zu einem Ihrer persönlichen VUCA-Thema aus, dass Sie im Moment besonders intensiv beschäftigt. Zum Beispiel: “Wie sieht meine berufliche Zukunft aus?”
Vision
Wohin geht meine Reise? In einer volatilen Welt brauche ich einen Nordstern (zukünftige Ausrichtung), einen Kompass, der mich in unsicherem Fahrwasser leitet und auf den ich zusteuern kann. Dieser Nordstern gibt mir immer Orientierung, egal was passiert. Wenn Ihnen die Begriffe “Nordstern” oder “Vision” aktuell zu groß gegriffen sind, dann finden Sie Ihr persönliches Ziel. In unserem Beispiel: “Wo stehe ich beruflich in 3 Monaten?”
Es hilft zunächst auf folgende drei Fragen Antworten zu finden:
- Wie sieht ihre optimistischste Variante der Zukunft in 3 Monaten aus? Lassen Sie ein gutes Bild entstehen.
- Was haben Sie aktiv gemacht, um Ihrem Ziel näher zu kommen?
- Was ist der erste Schritt, den Sie sofort gehen können?
Understanding
Bei so viel Unsicherheit im gesellschaftlichen, beruflichen und privaten Umfeld, braucht jeder Mensch Verständnis für die Situation und die eigene Persönlichkeit. Zudem brauchen wir auch Menschen, die uns verstehen, zuhören und uns Halt geben. Schreiben Sie auf, was Ihnen Sicherheit gibt. Was sind Ihre Stärken und Fähigkeiten, die in jetzt helfen könnten?
Es hilft zunächst auf folgende drei Fragen Antworten zu finden:
- Welche Motive leiten Sie im Leben? Mehr Info zu den Moving Motivators.
- Was sind Ihre größten Stärken und Fähigkeiten?
- Wer von Ihren Freunden, Kollegen, Verwandten ist noch wichtiger geworden?
Clarity
Verschaffen Sie sich Klarheit. Leiten Sie Ihre Konzentration auf das Wesentliche, um Klarheit zu erlangen und Kräfte zu bündeln. Dazu zählen auch Routinen, die ihren Tag klar strukturieren. Je komplexer das Umfeld ist, desto einfacher und fokussierter sollten ihre Lösungen sein. Räumen Sie auf, verschaffen Sie sich freie Sicht und Raum zum Denken.
Beantworten Sie folgende Fragen:
- Welche Ecken, Prozesse, Beziehungen können Sie jetzt aufräumen?
- Was können Sie sofort vereinfachen?
- Welche Routinen können Sie für sich einführen?
Agility
Wer beweglich agiert, bleibt im Spiel. Agilität verbindet Flexibilität mit klaren Prinzipien. Ebenfalls wir Mut zu einer konsequenten Entscheidungs- und Fehlerkultur wichtiger. Probieren Sie sich aus, machen Sie Fehler und lernen Sie daraus. Das stärkt Ihre Veränderungskompetenz und macht Sie flexibler – egal wie wild es wird.
Beantworten Sie folgende Fragen:
- Welche Chancen sehen Sie für sich in dieser Krise?
- Zu welchen Experimenten sind Sie bereit?
- Was wollten Sie schon immer Neues lernen?
Unsere VUCA-Flip Tabelle zum Download hilft Ihnen, Ihre Gedanken zu strukturieren und die nächsten Handlungsschritte zu sortieren.
>> Download VUCA-Flip
Probieren Sie es aus, wir sind für ihre Fragen da.
Herzliche Grüße, Christina Stenglein und Silke Schönwälder
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